Christus und den Glauben neu zu entdecken, aber auch sich selbst zu finden - dazu fordert das Leitwort der Heiligtumsfahrt heraus. Welches Bild haben Christen von Jesus? Diese Frage rückt in den Mittelpunkt. Damit verbunden ist aber auch die Frage wie Menschen heute gesehen werden wollen und wie sie sich selbst darstellen - besonders im Internet und in Sozialen Medien. Ständig veränderte Profile zeigen, dass sie sich oft anders darstellen, um entdeckt und gesehen zu werden. Auf der anderen Seite ist es heute notwendig, die Identität von Menschen immer mehr zu überprüfen. Identität und Wahrhaftigkeit gehören deshalb auch zu den meist geforderten Charaktereigenschaften von Stars, Politikern und Vertretern der Kirchen. Und was sehen Sie beim Blick auf sich selbst?

Heiligtümer bieten viele Facetten eines guten Miteinanders
Aachen/Mönchengladbach. Tuchfühlung aufnehmen, innehalten, ganz und gar nicht rational denken, sondern in Gemeinschaft mit anderen einen Trost empfinden, der nur in der Stille wirkt: Es ist Zeit zur Heiligtumsfahrt und das gleich dreifach – in Aachen, Kornelimünster und Mönchengladbach. Durchwirkt von den Gebeten, Sehnsüchten und Wünschen der Jahrhunderte, werden zur gleichen Zeit Kostbarkeiten aus Schreinen und Kassetten geholt. Die Reliquien sind nur zu dieser Zeit sichtbar und greifbar – obwohl sie ja stets vorhanden bleiben. „Das Verbergen, Verhüllen ist wichtig, das kennen wir aus der Fastenzeit mit der Verhüllung des Kreuzes“, sagt Kornelimünsters Propst Andreas Möhlig. „Umso stärker nimmt der Mensch das wahr, was wieder enthüllt wird, ein mittelalterliches Ritual.“ Aachens Dompropst Rolf-Peter Cremer sieht deutliche Spuren im Jetzt – etwa in Computerspielen. „Viele sind mittelalterlich geprägt, man muss Schlüssel, einen Code, ein Geheimnis entdecken, um weiterzukommen.“
© Domkapitel Aachen / Andreas Steindl