Das Marienkleid
Das Heiligtum des Marienkleides ist eine antike häusliche Webarbeit. Es darf vermutet werden, dass es als Unterkleid genutzt wurde. Darauf weist die früher gebräuchliche Bezeichnung für die Reliquie „Camisia" – Hemd – hin. Es besteht aus naturfarbenem Leinen und ist durch gewebte Längs- und Querstreifen quadratisch gemustert. In Israel gab es Flachs und Baumwolle nur an der Küste und im Tiefland des Jordan, für den alltäglichen Gebrauch wurden deshalb meist Wollstoffe verwendet. Das aus einem Teil ohne Naht gewebte Kleid weist eine fein gestickte Halsborte auf, die mäanderförmig gestaltet ist. Zwei aufrecht geführte Einschnitte an den unteren Seiten des Saumes sind ebenfalls mit einer mäanderförmigen Stickerei versehen, die jedoch eine andere Form hat als die Halsborte. Ein Ärmel des Kleides scheint früher länger gewesen zu sein, denn vom linken Ärmel wurde wohl etwas abgeschnitten. Als einziges der vier Heiligtümer im Aachener Dom wird es zur Heiligtumsfahrt entfaltet. Das Kleid ist 153 cm lang, der Saumumfang beträgt 246 cm, die Spannweite der Ärmel 132 cm.