Zum Inhalt springen

Wilhelm Bruners

Rat

Verabschiede die Nacht
mit dem Sonnenhymnus
auch bei Nebel

hol dir die ersten
Informationen aus
den Liedern Davids

dann höre die
Nachrichten und lies
die Zeitung

beachte die Reihenfolge
wenn du die Kraft 
behalten willst
die Verhältnisse

zu ändern

 

Ergebnis

Nach dem morgendlichen
Gang über die
Psalmbrücke

drehe ich mich nicht
mehr um die eigene
Achse

ich atme die alten
Heilworte in meine
Tagängste

und bin
guter Hoffnung

 

glauben

Gegen alle Hoffnung hat Abraham voll Hoffnung geglaubt, dass er der Vater vieler Völker werde, nach dem Wort: So zahlreich werden deine Nachkommen sein. Er zweifelte nicht im Unglauben an der Verheißung Gottes, sondern wurde stark. (Röm 4,18.20)

Keine Sicherheit. Keine. Der Anfang eine Übertreibung: Vater vieler Völker. Abraham, der Kinderlose, der Nomade bricht auf. Einer, der Namenlose, Unsichtbare, zieht mit. Wer weiß es?

Das Wort ist der Stern. Immer war das Neue ein Risiko auf’s Wort. Immer Plan A. Ohne Alternative. Ohne Zweifel. Umwege sind dem Lebendigen erlaubt. Wenn er mehr Sterne braucht, fallen sie ihm in den Schoß. Du weißt, der Himmel ist verschwenderisch. Aber nur, wenn du dich auf ihn verlässt. Und er lebt nach einem anderen Kalender. Auch das musst du wissen, wenn du sein Vorgesehenes erreichen willst. Auf den letzten Metern vor dem Ziel zieht dich sein Atem. Die Gespräche werden wortkarger. Das Schweigen nimmt zu. Äußerlich verarmst du. Wirst ganz leicht. 

Und keine Ängste mehr.

 

Die Schiffe
die wir bauen
werden untergehen

zerbrechen werden
die Archen
die uns tragen
für eine Zeit

Allein die Gebete
der Mutigen
zeigen das Land Zukunft

ihre kleine Stimme
ihre große
die um Rettung weiß

durch sie 
verwandelt sich
das Dunkel der Angst
in lichtes Jobeljahr

 

Biografie

Die Liebe befreite sich
aus den göttlichen Gesetzen 
himmelreiner Ordnungen
fürchtete nicht das Exil 
und suchte eine Bleibe 
in der brüchigen Heimat 
Mensch

Hier lebt sie 

uns aus dem Gesicht
geschnitten

 

im augenblick leben
nichts ist gegenwärtiger
als der augenblick
das einfallende wort
gilt jetzt und hat 
jetzt seine zeit

der horizont zukunft
ist undurchschaubar
im zwielicht 
der versprechungen
für morgen oder 
übermorgen
wer weiß das schon

im aufgehenden
morgenlicht preise 
die unbeirrbare
wiederkehr der sonne
die deine sinne
nicht belügt 

 

anruf

O, ihr ungläubigen, von menschen gehetzten menschen,
könnt ihr nicht einmal einen augenblick stehen bleiben
und ausatmen und einatmen und zurückschauen
und nach vorne schauen und ausatmen und einatmen
und spüren dass ihr lebt und hören nur hören
dass ihr ein gotteshaus seid TEMPEL des anderen geistes
DES GEISTES GOTTES der euch bewohnt und ihr wisst es
aber ihr habt es wieder und wieder vergessen

 

Und das ist heute

Seine Segenshand
Legt den Kern frei
Das alte Lied 
Über Brot und Wein
Wieder und wieder 
Gesungen von Rettung

Alle Widerworte
Beugen sich dem Wort
Das bin ich für Euch 

Alle Zweifel 
treten den Rückzug an

 

abendgebet

aus der tiefe meine kleine stimme
kerzenbegleitet murmelt sie bruchstücke
von dunkel und licht gesammelt 
mit herz und verstand
es ist der augenblick der hinüberleuchtet
in die dunkelheit verlorenen vertrauens

in seit langem verblassende bilder

 

>>>zurück