Ausstellung will Berührungsängste abbauen, anderen Menschen Mut machen und das Thema aus der Tabuzone holen.:„SehensWÜRDIG“ – ein Foto-Projekt der Psychatrieseelsorge

Freuen sich auf viele Besucher der Ausstellung 'SehensWÜRDIG': Fotografin Gabi Mladenovic (v.l.), Caroline Braun, Anne Mahr, Sabine Mevissen und Patrick Philipp

Aachen – Etwa jeder dritte Mensch ist im Laufe seines Lebens von einer psychischen Erkrankung betroffen. Das können Depressionen, Angststörungen, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen und andere sein. Gesprochen wird darüber allerdings wenig. Zu sehr fürchten die Betroffenen negative Reaktionen und ziehen sich eher zurück. Diese Scham und Furcht sind nicht unberechtigt: Psychiatrische Erkrankungen stellen immer noch ein gesellschaftliches Stigma da und lösen Berührungsängste aus. Dabei können psychische Erkrankungen jeden treffen: „Was mir passiert ist, kann jedem passieren. Niemand ist gegen Depressionen oder Angst immun“, betont Oliver. Der 30-Jährige ist einer von 22 Menschen, der sich für die Ausstellung „SehensWÜRDIG“ hat fotografieren lassen. Und Katja, ebenfalls eine der Portraitierten ergänzt: „Ich hoffe, dass den Menschen durch diese Ausstellung klar wird, dass das Thema uns alle angeht und dass wir alle eine Verantwortung haben“, sagt die 47-Jährige.

6. Juni 2023

Domkapitel und Bistum Aachen

Organisiert haben die Ausstellung die Psychatrieseelsorgerinnen des Bistums Aachen. „Wir rücken den Menschen hinter der Erkrankung in den Fokus der Aufmerksamkeit. ‚Entdecke mich‘, das Motto der Heiligtumsfahrt, hat uns dazu inspiriert“, betont Caroline Braun, Integrierte Psychatrieseelsorge Aachen. Die Seelsorgerinnen Caroline Braun, Anne Mahr (Klinik Königshof, Krefeld) und Sabine Mevissen (ViaNobis, Fachklinik Gangelt) begegnen psychisch erkrankten Menschen an ihren Einsatzstätten - den jeweiligen Fachkliniken. Aber auch im Netzwerk der ambulanten Versorgung, etwa in betreuten Wohnformen, Tageskliniken oder Begegnungszentren. In der Stadt Aachen hat das Bistum vor Jahren eine ambulante Kontakt- und Beratungsstelle für psychisch Erkrankte eingerichtet. „In ihrem Selbstverständnis will die Psychiatrieseelsorge Gefährtenschaft anbieten, in dem sie Menschen in leichten wie in schweren Zeiten begleitet. Die Seelsorgerinnen sehen die Leiden der psychisch erkrankten Menschen, sie sehen aber auch die Hoffnungsgeschichten von Menschen in Krisen und Umbrüchen und erzählen diese weiter. Und dafür bietet auch diese Ausstellung einen geeigneten und würdigen Rahmen“, betont Patrick Philipp, Referent Abteilung Pastoral in Lebensräumen im Bischöflichen Generalvikariat.

In der Ausstellung erwarten die Besucherinnen und Besucher großformatige, schwarz-weiße Portraitfotos von „sehensWÜRDIGEN“ Menschen. Liebevoll fotografiert von der Krefelder Fotografin Gabi Mladenovic (www.herzblutfoto.de): „Es war auch für mich ein besonderes Erlebnis zu sehen, wie sich die Menschen selber wahrnehmen. Wichtig war mir, dass sie sich gewertschätzt und wahrgenommen fühlen.“ Ergänzend zu den Bildern erzählen die Portraitierten in kurzen Texten etwas von sich und ihrem Leben: wie ihr Alltag aussieht, was in ihrem Leben bisher wichtig war, wie ihre Erkrankung ihr Leben verändert hat, was ihnen Kraft und Halt gibt, was ihnen das Leben schwer macht und was ihre Wünsche, Träume und Pläne für die Zukunft sind. „Wer anderen Menschen begegnet, kann dabei auch sich selbst besser kennenlernen. Deshalb laden wir alle herzlich ein: ‚Entdecke mich‘ und – wenn Sie mögen – auch ‚Entdecke dich‘“, sagt Caroline Braun.

Nach der Heiligtumsfahrt wird die Ausstellung noch an anderen Orten im Bistum Aachen zu sehen sein: Gangelt, Krefeld und Düren. Die genauen Termine dazu werden noch bekannt gegeben.

Vernissage und Öffnungszeiten

Die Ausstellung „SehensWÜRDIG“ ist zu sehen vom 11. bis 18. Juni, täglich von 13 bis 16 Uhr im Gemeindehaus der Annakirche, Annastraße 35.

Vernissage mit Auftritt von Willibert Pauels (Ne bergische Jung): Samstag, 10. Juni, 14 Uhr. Gelegenheiten zu Gespräch, Austausch und Begegnung für psychisch Erkrankte, Angehörige und Interessierte während der Ausstellung im Gemeindehaus: Donnerstag, 15. Juni, 16-18 Uhr, Sonntag, 18. Juni, 16-18 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Entdecke mich: die Heiligtumsfahrt Aachen

Seit 1349 kommen Pilgernde, Glaubende, Suchende und Neugierige zur Heiligtumsfahrt, bei der die im Aachener Dom befindlichen Heiligtümer verehrt werden. Bei den Tuchreliquien handelt es sich der Überlieferung nach um das Kleid Marias, das sie in der Geburtsnacht getragen hat, die Windel Jesu, das Enthauptungstuch des heiligen Johannes des Täufers und das Lendentuch Jesu. Sie werden nur alle sieben Jahre dem Marienschrein entnommen. Aufgrund der Corona-Pandemie musste der siebenjährige Rhythmus allerdings unterbrochen werden: Statt 2021 findet die Wallfahrt vom 9. bis 19. Juni 2023 statt.

Das biblische Leitwort für die Heiligtumsfahrt 2023 lautet „Für wen haltet ihr mich?“ (Mt 16,15). Es ist die Frage an die Christen, wie sie Jesus als den von Gott gesandten Christus anerkennen. Ergänzt wird es durch das Motto „Entdecke mich": eine Einladung, das Wahrhaftige im Menschen und in sich selbst zu finden, Christus und den Glauben neu oder anders zu entdecken durch das Erlebnis der Heiligtumsfahrt.

Nähere Informationen zur Heiligtumsfahrt gibt es unter:

www.heiligtumsfahrt2023.de

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