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Stoffgeschichten:Oberhemd

Oberhemd
Ich besitze noch immer aufgetrennte Oberhemdenstücke meines vor 15 Jahren verstorbenen Vaters. Sie sind ein sichtbarer Teil meiner Erinnerungen an ihn. Er hat seine vier Kinder sehr geliebt und verstand es, alle Arbeiten mit ihm spaßvoll zu gestalten.
Datum:
16. Juni 2023
Von:
Cornelia Kitta-Kahlke

Mein Vater liebte gepflegte Kleidung und legte viel Wert auf sein Äußeres. Dazu benutzte er Rasierwasser und Parfum. Das erste Wohnzimmerbuffet meiner Eltern steht in meinem Studio, und wenn ich die linke obere Schranktür öffne, schaue ich auf eine verspiegelte Schrankfläche und zwei samtige Schubladen, in denen er seine Duftwasserflaschen und Persönliches aufbewahrte. Mir strömt beim Öffnen dieser Tür immer noch sein Wohlgeruch in die Nase und mein Vater ist mir dann ganz gegenwärtig.

Auch Autos liebte mein Vater sehr, und unser erstes war ein kleiner Lloyd. Als wir Kinder noch klein waren, machten wir damit Wochenendausflüge, sodass der kleine Wagen mit zwei Erwachsenen und vier Kindern voll besetzt war. Einmal kam das kleine Auto nicht eine steile Straße hoch - der Motor war zu schwach. Zur allgemeinen Erheiterung auch der Straßenpassanten hatte mein Vater die grandiose Idee, im Rückwärtsgang die Straße hochzufahren - so schaffte er die Steigung.

Meine Mutter lebt mit 92 Jahren noch. Von ihr habe ich das Schneidern gelernt. Die Gaben meiner Eltern bescheren mir immer noch Glücksmomente, dafür bin ich sehr dankbar.

Cornelia Kitta-Kahlke