Zur Heiligtumsfahrt wird viel Wert auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit gelegt – eigenes Konzept erarbeitet:Für einen "kleinen" CO"-Fußabdruck
Mehr als 100 000 Pilgerinnen und Pilger werden zwischen 9. und 19. Juni in Aachen erwartet. Es ist damit eine Großveranstaltung, die Ressourcen verbraucht: in der Vorbereitung, an den Wallfahrtstagen, bei Aufbauten, in Technik und Energie sowie natürlich in der Mobilität der Besucherinnen und Besucher. „Erste Überlegungen zum Thema Nachhaltigkeit gab es bereits 2014“, sagt Nadine Braun, Leiterin Organisation Heiligtumsfahrt. „Seitdem haben klimafreundliche Ansätze noch einmal deutlich an Relevanz gewonnen, so dass es dazu nun ein eigenes Konzept gibt.“ Im Sinne der christlichen Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung habe die Organisation schon frühzeitig das Konzept „Heifa pro Klima“ erstellt.
„Entwickelt hat das Konzept ein multiprofessionelles Team in Zusammenarbeit mit Domkapitel, Bistum Aachen – Nachhaltigkeits-AG – und externen Experten. Das Thema Nachhaltigkeit durchzieht fast alle Bereiche“, erläutert Nadine Braun. Aus dem Konzept „Heifa pro Klima“ wurde ein Bündel an Maßnahmen – vom Einsatz wiederverwendbarer Materialien im Bühnenbau bis zu Pfandsystemen und der CO2-Kompensation von Reisen, die mit der Wallfahrt in Zusammenhang stehen. Mit „Heifa pro Klima“ rufen die Organisatoren der Heiligtumsfahrt auch zur Mitwirkung aller Besucherinnen und Besucher auf: „Reisen Sie am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln an, mit dem Zug oder Bussen. Pilgern Sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad“, hat Dompropst und Wallfahrtsleiter Rolf-Peter Cremer beispielsweise zur klimaschonenden Anreise aufgerufen.
Das Ziel des Konzeptes: Ressourceneinsatz minimieren, Energieverbrauch verringern, Strom einsparen, Abfall vermeiden und den CO2-Abdruck der gesamten Heiligtumsfahrt 2023 so gering wie möglich ausfallen lassen.
MASSNAHMEN „HEIFA PRO KLIMA“
Vom Essen und Trinken
In der Aachener Innenstadt werden Trinkwasserbrunnen für Pilgerinnen und Pilger zur Verfügung gestellt. Kostenfrei kann die mitgebrachte Trinkflasche befüllt werden. Wiederverwendbare Trinkflaschen können im Aachener-Dom-Design in der Dom-Information, Ritter- Chorus-Straße, gekauft werden. Am Getränkestand auf dem Katschhof wird mit einem Pfandsystem gearbeitet. Die Pilgerraststätte auf dem Münsterplatz nutzt zur Ausgabe von Getränken Gläser, die anschließend gespült werden.
Für die Verpflegung der Gäste und Mitwirkenden sowie spezieller eingeladener Zielgruppen sorgt die Lebenshilfe Aachen mit regionalen klimafreundlichen Lebensmitteln. Außerdem wird im Verpflegungszelt für angemeldete Pilgergruppen plastikfreies Zubehör ausgegeben.
Vom Ankommen und Bewegen
Die Heiligtumsfahrt nutzt 100 Prozent Ökostrom und achtet auf den Einsatz umweltschonender Verkehrsmittel – beispielhaft ist das E-Mobile „Entdecker-Mobil“, das Hinguckfahrzeug der Heiligtumsfahrt.
Wer nicht per Pedes auf dem Weg nach Aachen ist, ist aufgefordert, möglichst den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Für die Anreise kann das Deutschlandticket zu 49 Euro pro Monat genutzt werden, das in der zweiten Klasse des ÖPNV genutzt werden kann. Die Aachener Verkehrsbetriebe planen unter anderem Sonderfahrten sowie den Einsatz von zusätzlichen Bussen, die bei Bedarf das reguläre Angebot ergänzen werden, wie es hieß.
Zur konkreten Planung steht die Website avv.de/de/fahrplaene/abfahrtmonitor zur Verfügung.
Wer mit dem Fahrrad oder E-Bike anreist, findet über 500 Fahrradbügel rund um den Dom in der Aachener Innenstadt. Fahrradabstellanlagen finden sich am Büchel, Schanz, APAG Galeria Kaufhof City. Für Teilnehmende der Fahrradwallfahrt am 11. Juni werden zudem Fahrradparkplätze vorgehalten.
Darüber hinaus können von Fußmüden auch Fahrradrikschas etwa der Caritas oder des AWO-Quartiersbüros Burtscheid genutzt werden.
Auskunft unter www.apag.de/mobility-key;
Radwegenetz unter:
www.radverkehrsnetz.nrw.de
Weitgereiste, die mit dem Auto kommen, können für den Weg in die Innenstadt auch Park-and-ride-Plätze nutzen und von hier aus per ÖPNV in die Innenstadt kommen.
Mehr unter www.aachen.de/anreise und
www.verkehr.aachen.de
Schöpfung bewahren
Ressourcen schonen ist im Sinne der Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt.
Die Altarbühne auf dem Katschhof, die tagsüber für die Pilgergottesdienste und abends für das Kulturprogramm genutzt wird, wird aus einer Kombination aus gemieteten Elementen und wiederverwertbaren Materialien gebaut. Nach dem Ende der zehntägigen Heiligtumsfahrt kann das Material für Möbel genutzt werden.
Weitgehend verzichtet worden ist zur Heiligtumsfahrt auf Druckprodukte. Wo Informationen dennoch auf Papier notwendig ist, wurde auf Recyclingpapier und CO2-neutrale Druckverfahren gesetzt. Alle weiteren Informationen werden über die Internetseite und die Social-Media-Präsenzen von Aachener Dom und Bistum Aachen geboten – mit der Möglichkeit, tagesaktuell zu informieren.
…und sonst
Die Kollekten bei den Pilgermessen sind je zur Hälfte für den Schutz des Ökosystems und die Ernährungssicherheit für Familien im Amazonasgebiet in Kolumbien und die Caritas-Kinderhilfe im Bistum Aachen bestimmt.
Auf Einladung von Domkapitel und Bistum Aachen nehmen auch Gäste aus dem Partnerland des Bistums Aachen Kolumbien an der Heiligtumsfahrt teil. Ihre Reisen werden durch die Veranstalter CO2-neutral kompensiert. Das gilt übrigens auch für alle Gäste, die per Auto oder Flugzeug anreisen: Hier kann über die Klimakollekte der Kirche der CO2-Ausstoß errechnet und persönlich kompensiert werden. (www.klima-kollekte.de)
Local Sourcing: Alle beschäftigten Dienstleister stammen aus der Region des Bistums Aachen. Das sichert kurze Wege durch geringe Logistikbedarfe. Ungefähr ein Dutzend Dienstleister und Betriebe aus den Bereichen Veranstaltungstechnik, Catering, Sicherheitsdienst, Zeltbauer, Stromanbieter sind im Einsatz.