Bischof von Aachen sprach bei Ökumenischer Taufgedächtnisfeier im Rahmen der Heiligtumsfahrt:Dieser: Kirchen müssen Einzigartigkeit Jesu Christi neu verkünden
„Das Eine wie das Andere müssen wir gemeinsam vom Heiligen Geist erflehen. Den pilgernden und suchenden Menschen von heute aber sind wir vor Gott und vor dem Evangelium, das uns anvertraut ist, genau das schuldig.“ Der Aachener Bischof sprach zum Abschluss einer Taufgedächtnisfeier mit Prozession, die ihn mit dem griechisch-orthodoxen Bischof von Lefka, Evmenios Tamiolakis, und dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, zusammengeführt hatte.
Des Weiteren wies der Bischof von Aachen darauf hin, dass das gemeinsame ökumenische Gedächtnis an die eine gemeinsame Taufe, die alle Christen empfangen hätten, aber auch daran erinnere, dass es Menschen des Geistes brauche, die die Einzigkeit Jesu Christi bezeugen könnten und wollten. „Darin liegt ein tiefer Antrieb des Heiligen Geistes für die Ökumene: Wie sollen wir, wie können wir, wie wollen wir die Einzigkeit Jesu Christi heute verkünden?“, benannte Dieser die derzeitige Herausforderung. „Bringt uns das Zeitalter des Pluralismus, des Relativismus und des Säkularismus nicht schon längst dazu, die Einzigkeit Jesu Christi all dem unterzugliedern, ja sie aufzugeben?!“ Eine Haltung nach dem Motto „Wir für Jesus, andere für anderes, Gott irgendwie und überall?!“ würde dazu verführen, auch das Getrenntsein der Kirchen, das Unvollendetsein der Reformation und das Ausweichen vor einer gemeinsamen Idee von Einheit hinzunehmen und kulturell als Gewinn zu maskieren, warnte der Bischof.
In seiner Ansprache ging Dieser auf die biblische Erzählung vom Diakon Philippus ein, der einem Minister der äthiopischen Königin die Stelle aus dem Lied vom leidenden Gottesknecht im Buch Jesaja (Jes 53, 7) auslegt, und stellte dabei fest, dass die Heilige Schrift noch nie so sehr wie heute Gegenstand von exegetischer Forschung, historisch-kritischer Aufklärung und immer neuer kultureller und existentieller Befragung gewesen sei. Die gesamte abendländische Kultur komme aus dem Lesen und Anwenden der Heiligen Schrift, und sogar da, wo sich Kultur und gelebtes Christentum dramatisch entfremdeten und kaum Brücken zueinander schlügen, bleibe doch der gesellschaftliche Wurzelgrund, aus dem geschöpft werde, um Mensch und Gesellschaft zu deuten: die biblische Überlieferung. „Und wir schließen uns hier in Aachen heute aktuell und ungebrochen einer über 700jährigen Tradition an und pilgern zu biblischen Heiligtümern, die auf ihre Weise heutigen Menschen zentrale Glaubensinhalte der Heiligen Schrift versinnbilden“, unterstrich Dieser.
Entdecke mich: die Heiligtumsfahrt Aachen
Seit 1349 kommen Pilgernde, Glaubende, Suchende und Neugierige zur Heiligtumsfahrt, bei der die im Aachener Dom befindlichen Heiligtümer verehrt werden. Bei den Tuchreliquien handelt es sich der Überlieferung nach um das Kleid Marias, das sie in der Geburtsnacht getragen hat, die Windel Jesu, das Enthauptungstuch des heiligen Johannes des Täufers und das Lendentuch Jesu. Sie werden nur alle sieben Jahre dem Marienschrein entnommen. Aufgrund der Corona-Pandemie musste der siebenjährige Rhythmus allerdings unterbrochen werden: Statt 2021 findet die Wallfahrt vom 9. bis 19. Juni 2023 statt.
Das biblische Leitwort für die Heiligtumsfahrt 2023 lautet „Für wen haltet ihr mich?“ (Mt 16,15). Es ist die Frage an die Christen, wie sie Jesus als den von Gott gesandten Christus anerkennen. Ergänzt wird es durch das Motto „Entdecke mich": eine Einladung, das Wahrhaftige im Menschen und in sich selbst zu finden, Christus und den Glauben neu oder anders zu entdecken durch das Erlebnis der Heiligtumsfahrt.
Nähere Informationen zur Heiligtumsfahrt gibt es unter: