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Abschnitte eines Lebens: Taufe, Allgegenwart, Auferstehung

Lebenskleider: Auferstehung
Datum:
6. Apr. 2023
Von:
Domkapitel und Bistum Aachen

„Lebenskleider“: Hochaltar der Citykirche Aachen wird zur Kunst-Installation

Lebenskleider-Domkapitel Aachen

Aachen – Die Kunst-Installation im Hochaltar der Citykirche Aachen ist vollendet und das letzte Bild enthüllt: Das Tondo (Rundbild) in 13 Metern Höhe zeigt die Auferstehung, den Sieg des Lebens über den Tod, der an Ostern gefeiert wird. „Auferstehung“ ist das dritte Werk des Künstlers Uwe Appold, der unter dem Titel „Lebenskleider“ zur Heiligtumsfahrt 2023 den Hochaltar in der Citykirche neu gestaltet und seit 2021 jedes Jahr ein Bild enthüllt hat. „Nun in ihrer Gesamtheit spannen die Darstellungen von Uwe Appold noch einmal besonders deutlich den Bogen hin zu den Heiligtümern: das Kleid Mariens, die Windel Jesu, das Lendentuch Jesu und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers: Sie spiegeln verschiedene Abschnitte eines Lebens wider: Geburt, Kindheit, Erwachsenenalter, Tod. Es sind sozusagen ‚Lebenskleider‘. Was die Stoffe heute wertvoll und einmalig macht, ist ihre Bedeutung in bestimmten Momenten im Leben dieser Menschen. Aus Alltagsgegenständen wurden erzählende Stoffe“, sagt Dompropst und Wallfahrtsleiter Rolf-Peter Cremer.

Das dritte Bild: Auferstehung

Abraham van Diepenbeeck hatte 1630 in seine Altargestaltung eine Pieta-Szene gemalt: Der tote Sohn im Schoss der Mutter. Das war folgerichtig, hatte er in dem unteren Bild die Kreuzigung und im Mittelbild die Kreuzabnahme gemalt. Das Konzept des Malers kulminierte in der Karfreitagsthematik, eingebettet in der Theologie des Barock. Uwe Appold verfolgt mit seiner Darstellung einen anderen Weg. Im unteren Bild gestaltet er das Thema der Taufe, im mittleren Bild die Allgegenwart Gottes, im oberen Abschlussbild im Tondo die Auferstehung. 
Er zeigt nicht, wie gewohnt, ein leeres Grab, sondern das, was als Hülle nach der Auferstehung zurück bleibt: Totentuch und aufwärts gerichtete Wundbinden als Zeugen vom Leid, Tod und Auferstehung Christi. „Dies ist ein Hinweis auf das Ostergeheimnis in Hoffnung auf die Zukunft des Menschen“, sagt Uwe Appold. Indirekt verbindet er das Tondo in der Citykirche Aachen mit dem Turiner Grabtuch, das als Ikone, weniger als Reliquie verehrt wird, und bettet sein Bild der Auferstehung als künstlerischen Beitrag in die Heiligtumsfahrt ein. 
Das Tondo (Rundbild) wurde in der griechischen und römischen Architektur als Versatzstück von Wandgliederungen verwendet. Stets wirkte es als Akzent in der Struktur von Wandflächen. 
Verbreitung erfuhr es im 15. und 16. Jahrhundert nicht nur in der Architektur, sondern besonders in der Gestaltung dreistufiger Altäre, die sich in der Anmutung auf die Architektur der Zeit bezog. 
In der Regel wurde das Tondo oben als Abschluss in den fassadenähnlichen Aufbau eingebracht. So auch bei dem Altar in der Citykirche mit einer Gesamthöhe von 13 Metern. 
Der Kreis gilt als Symbol für die Unendlichkeit ohne Anfang und Ende, auch für den Himmel. Er hat weniger Spannung als andere geometrische Formen, er zeigt in keine Richtung, er ruht harmonisch und geschlossen in sich. 

Lebenskleider- Kunstinstallation - Domvikar Dr. Matthias Fritz, Künstler Uwe Appold, Dompropst Rolf-Peter Cremer und Hochschulseelsorgerin Dr. Swantje Eibach-Danzeglocke (v.l.)

Das zweite Bild: Allgegenwart

Es zeigt den Blick auf eine perspektivische Wolke und nimmt die Betrachtenden mit auf einen überhöhten Standort. Ein starker Hell-Dunkel-Kontrast bestimmt die Komposition, wobei die helle Seite überwiegt. Fünf Strahlen steigen als Licht aus der Wolke fächerförmig empor. Die Zahl 5 steht symbolisch für die fünf Wundmale Christi am Kreuz. Im zweiten Ich-bin-Wort sagte Christus von sich Ich bin das Licht der Welt (Joh 8, 12). Der Künstler Uwe Appold verbindet die Lichtaussage mit dem Gekreuzigten. Die waagerechte Kompositionslinie, die van Diepenbeeck in seine Kreuzabnahme eingearbeitet hatte, greift Appold in seinem Bild auf. Etwa in gleicher Höhe bilden Wolken eine Ebene als Zeichen des Horizonts innerhalb der Lichtstrahlen. Gottes Allgegenwart ist unter und über allen Wolken. „Im Barock stehen Wolken für die Allgegenwart Gottes. Das war mir wichtig, zu zeigen“, erklärt Uwe Appold. 

Das erste Bild: Taufe

Das schwebende weiße Taufkleid im unteren Bild erinnert an die Putten im Mittelbild der ursprünglichen Gestalt von van Diepenbeecks Hochaltar. Die Farbe Weiß wird seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil als Christusfarbe der Reinheit, Auferstehung und das Lichts verwendet. Die liturgische Farbe Violett gilt als Farbe der Buße und als Vorbereitung für hohe Feste wie Weihnachten und Ostern. Das Oval ist eine Reminiszenz an das Barock, das diese geometrische Form als Ausdruck der Ausweitung verstand und damit die Kreisform der Renaissance überwinden wollte. Das Taufkleid in der Mitte des Bildes ist kein historisches, sondern ganz neu. Bestellt aus dem Internet, so wie das viele heute vermutlich machen. Dieses neue Taufkleid steht jedem noch zu Taufenden zur Verfügung. Es ist somit auch ein Symbol des Neubeginns, der gerade in diesen Zeiten besonders wichtig ist. 

Der Künstler: Uwe Appold

Uwe Appolds künstlerische Laufbahn beginnt 1962 mit einer Lehre zum Bildhauer und 1968 mit dem Abschluss für künstlerische Formgebung und Gestaltung an der Werkkunstschule Flensburg. Seit 1962 stellt der Künstler regelmäßig im In- und Ausland aus. So hatte er Ausstellungen in beinahe allen deutschen Großstädten, sein internationales Betätigungsfeld erstreckt sich auf Belgien, China, Dänemark, Estland, Frankreich, Griechenland, Italien, Österreich, Monaco, Niederlande, Polen, Spanien und die Schweiz. Seine Arbeit an den Altarbildern begann Uwe Appold 2020 mit umfangreichen Recherchen zum Werk van Diepenbeecks. Sein Bildprogramm stellt Bezüge zur historischen Malerei her, die der Künstler mit den Intentionen der Heiligtumsfahrt 2023 verbindet.
Während der Wallfahrtstage ergänzt außerdem noch eine regelmäßige Live-Performance die Installation. Bei der Performance stehen die Kleider vieler Frauen aus verschiedenen Nationen und Ländern symbolisch für die vielen Alltagsstoffe, die eine Tiefe und eine Geschichte bekommen durch die Menschen, die sie tragen – für die Vielen, die zur Heiligtumsfahrt nach Aachen kommen. Gefördert wird die Kunstinstallation "Lebenskleider" aus Mitteln des Vermögens „Katharina und Maria Wienen“ von der Stiftung „Stiftungsforum Kirche im Bistum Aachen“. Mit der Stiftung werden nachhaltig vielfältige Aufgaben im kirchlichen Bereich unterstützt. Ebenso unterstützen die Pax-Bank, das katholischen Hilfswerk Misereor, die Evangelische Studierendengemeinde Aachen (ESG) sowie die Katholische Hochschulgemeinde Aachen (KHG).